Landschaftsfotografie

„Jede Landschaft hat ihre eigene besondere Seele,
wie ein Mensch, dem du gegenüberlebst.“
Christian Morgenstern (1871-1914)

Als wir dieses Heft planten, war uns natürlich daran gelegen, das Thema Landschaftsfotografie möglichst facettenreich zu präsentieren und von den Wüsten bis zu den Polargebieten die unterschiedlichsten Landschaften vorzustellen. Was uns jedoch bei der Sichtung der Bilder und dem ersten Lesen der Beiträge überraschte, war die komplett unterschiedliche Herangehensweise jedes einzelnen Fotografen. Uns wurde bewusst, wie viel Persönliches in dem individuellen Ansatz jedes Landschaftsfotografen steckt. Das Verhältnis zu einer bestimmten Landschaft und die Art und Weise diese in Szene zu setzen – sei es die geliebte Heimat oder das weit entfernte Sehnsuchtsziel – sagt sehr viel über den Fotografen aus.

So erzählen die Wüstenbilder von Michael Martin eine Abenteuerstory, Bernd Ritschels Bergfotografien vermitteln viel vom intensiven Erlebnis des Kletterns, Hans Strand lieferte nicht nur Bilder aus Skandinavien, sondern auch philosophische Gedanken über das Fotografieren in vertrauten Landschaften, Helmut Hirlers Schwarzweiß-Panoramen stilisieren Landschaften zu dramatischen Kulissen und Floris van Breugel schrieb zu seinen SternenFotos detaillierte Anleitungen zur Bildbearbeitung. Es ist ein ganz reizvolles Gedankenspiel, sich vorzustellen, wie wohl beispielsweise Helmut Hirlers Landschaften von Michael Martin fotografiert aussehen würden und wie wohl die Geschichte dazu wäre …

Verglichen mit den beiden anderen großen Bereichen der ­Natur­fotografie, der Makro- und der Tierfotografie, spiegelt sich in Landschaftsaufnahmen sehr viel mehr die Seele des Fotografen wider. Die innere Stimmung, die innere Landschaft und die äußere Landschaft vereinigen sich im Bild. Überzeugende Landschaftsfotografie, das wurde uns bei der Arbeit am vorliegenden Heft wieder einmal klar, hat sehr viel mehr mit Interpretation, Subjektivität und Emotionen zu tun, als mit geologischen oder geografischen Besonderheiten. Und so ist dieses Heft nicht nur eine Reise durch die Landschaften der Welt, sondern ein Stück weit auch eine Reise durch die Seele der Fotografen.